Wohin geht die Reise? 5 Wegweiser für die Raumgestaltung 2025

Ich stelle bei mir selbst fest, dass sich meine Wahrnehmung und meine Art, Räume zu entwickeln, in den letzten Jahren und vor allem in den vergangenen Monaten stark gewandelt haben. Durch die Unsicherheiten, die aktuell allgegenwärtig sind und sich nicht allzu schnell auflösen werden, sehnt sich der Mensch nach Wärme, Sicherheit und einer Umgebung, die ihn kurzzeitig oder nachhaltig in eine andere Welt manövriert. In der Hospitality sieht man diesen Trend bereits seit einiger Zeit – nun kommen Residential und Corporate dazu.

1. Sicher fühlen

Das Basic Need Nummer 1, wenn es darum geht, Räume zu schaffen. Seit jeher dient ein Dach über dem Kopf dazu, dem Menschen Schutz zu bieten – klassisch vor der Witterung, heutzutage vor dem Stress und der „Non-Stop-Available“-Mentalität unserer Zeit. War es in den späten 90ern und 2000ern noch angesagt, dieses Tempo und das „Übermenschliche“ darzustellen (man erinnere sich an die kühlen und sehr minimalistischen Raumkonzepte), überwiegt heute und in den kommenden Jahren eine Sehnsucht nach dem Ursprung. Der Mensch erkennt, dass er ohne seine Wurzeln seine Seele verliert.

2. Organisch

Formen werden organischer und damit weicher. Auch sie stellen die Sehnsucht nach dem Ursprung dar. Wir können uns anschmiegen und gehalten fühlen. Eine scharfkantige Metallplatte schafft das in den seltensten Fällen. Die Materialien werden wieder simpler und natürlicher. Imitation im Raum braucht niemand in einer Welt, die voll davon ist. Genauso ziehen die Farben mit: Es wird erdig, tief und wärmer. Farben, die uns Halt geben und an den Ursprung der Höhle erinnern. Die Palette reicht von einem Zartrosa über Tannengrün bis hin zu tief erdigen Tönen. Adé — Plain Vanilla und Pastell!

3. Zirkulär

Ein Muss. Wer das als Designer immer noch nicht begriffen hat, wird sich nicht lange halten können. Wir Innenarchitekten und Architekten stehen in der Pflicht, mit gebrauchten Materialien und Möbeln zu arbeiten und diese in einer neuen Ästhetik zusammenzustellen. Diese neue Ästhetik ist für viele Augen noch gewöhnungsbedürftig und wird einige Zeit brauchen, ehe sie angenommen wird. Noch ist der Weg mühsam, und es bedarf viel Kommunikation. Ich darf auf mich selbst zeigen und wesentlich strikter an dieses Thema herantreten. Wenn wir uns gegenseitig erinnern, ermutigen und den Weg zum Ziel teilen, wird es einfacher. Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich schaue bereits auf Stefanie Böhnert und Joao Gonçalves, die entschlossen vorangehen.

4. Imperfekt

Auf Reisen merke ich immer, dass gerade das Nicht-Perfekte, das Asymmetrische und teilweise Provisorische eine sehr beruhigende Wirkung auf mich ausübt. Der Raum wirkt menschlich und nahbar und erlaubt uns im Gegenzug, genauso einfach wir selbst zu sein. Eine herrliche Symbiose. Der Grat ist hier schmal, doch gekonnt-imperfekte Räume sind Balsam für die Seele und erlauben uns, Spannung loszulassen. Das fördert Gesundheit, Kreativität, Ideen und Output – sowohl im privaten Sektor als auch in der Arbeitswelt. Traut euch!

5. Ornamente und Strukturen

Muster und fließende Formen auf Wänden, Vasen und an Decken finden immer mehr Einzug in die Entwürfe vieler Innenarchitekten und Designer. Eine interessante Strömung, die ebenfalls eine Sehnsucht nach Räumen mit Tiefe und Halt ausdrückt. Der Westen sehnt sich nach Verbundenheit — mit sich selbst und der Welt. Zurück zu Mutter Erde und dem Erkennen, dass wir Teil eines Ganzen sind und nicht alleine ganz oben stehen. Überraschung! Und was drückt diese Erkenntnis simpler und besser aus als die Ornamentik unserer Vergangenheit und der Kulturen, die nach wie vor mit den Zyklen der Erde verbunden sind? Es entsteht dadurch eine neue universelle Sprache, die jeder Mensch verstehen kann. Hier bedarf es jedoch der Vorsicht, sich nicht einfach anzueignen, sondern Formen und Muster aus dem eigenen Inneren entstehen zu lassen. Ein imperfekter Raum hilft dabei!

Was sind eure Wegweiser für 2025? Ich bin wie immer neugierig.